Amnesty Journal Italien 30. September 2020

Mixtape der Migration

Eine Frau mit weißgrauen lockigen Haaren, Sonnenbrille und türkisfarben lackierten Fingernägeln trägt ein gelbes Spaghettiträger-Top.

HipHop macht selbstbewusst: Lina Simons ist eine Größe der neapolitanischen Afrobeat-Szene "Teranga". Die italienisch-nigerianische Rapperin lebt inzwischen in London. Sie veröffentlichte mehrere Singles sowie das Album "Hope".

Neapel hat eine lebendige Afrobeat-Szene. Seit mehreren Jahren geben lokale Stars HipHop-Workshops für junge afrikanische Flüchtlinge, die in den Migrationszentren der Stadt leben. Der Fotograf Gaetano Massa hat mehrere Sessions begleitet. Der Musiker und Soziologe Mauro Marsu, der gemeinsam mit dem Rapper Oyoshe die Workshops leitet, erläutert das Projekt.

Die an den Workshops der Youthink Association und AICS beteiligten jungen Leute kommen hauptsächlich aus Nigeria, Senegal und Gambia. HipHop ist eine Möglichkeit, das Bedürfnis nach Kommunikation auszuleben, eine ausdrucksstarke Methode, die für eine Art persönliche Revolution sorgt: Alle setzen sich permanent dafür ein, andere und sich selbst zu verbessern.

Mit Hilfe der Jungs richtete ich in einem der Aufnahmezentren ein Homestudio ein, um einen Raum zu haben, in dem wir uns mit Ruhe und Aufmerksamkeit unseren Tracks widmen konnten. Am Ende der Arbeit veröffentlichten wir ein Mixtape mit dem Titel "It’s never too late".

Vier Männer arbeiten an einem Tisch, auf dem ein Laptop steht und mehrere Papierblätter liegen.

Arbeit am Text: Mauro Marsu feilt zusammen mit den Musikern an den Lyrics.

 

 

Ihre Texte erzählen von dem harten Weg, der sie nach Italien führte, von den schrecklichen Schwierigkeiten der Reise, von den Problemen ihres Heimatlandes. Aber sie handeln auch von Erlösung, von Liebe und von dem Wunsch, zu feiern und Spaß zu haben.

Mauro
Marsu
Musiker und Soziologe

 

 

Eine junge Frau mit weißgrauem Kopftuch steht in einem Gang.

 

Das Album besteht aus 20 Tracks, einem Mix aus Geschichten in verschiedenen Sprachen: Englisch, Französisch, Wolof-Senegalesisch, Arabisch, Italienisch und Neapolitanisch. Ein paar Tracks mit Poetry Slam sind auch dabei. Es gab einige Jugendliche, die bereits Erfahrung im musikalischen Bereich hatten, und andere, die sich zum ersten Mal dem Beat und dem Schreiben eines Songs näherten. Auch diejenigen, die bei Null begannen, konnten sich in wenigen Monaten in einem Studio anmelden. Nachdem wir mit den Jugendlichen einige Stücke vorbereitet hatten, traten wir in fünf Konzerten live auf.

 

Zwei Männer, beide tragen Baseball-Mützen, sind in ein Gespräch vertieft.

Beats und Beratung: Der Rapper Oyoshe (re.) gibt einem Workshop-Teilnehmer Tipps.

 

 

HipHop ist eine Möglichkeit, das Bedürfnis nach Kommunikation auszuleben, eine ausdrucksstarke Methode, die für eine Art persönliche Revolution sorgt: Alle setzen sich permanent dafür ein, andere und sich selbst zu verbessern.

Mauro
Marsu
Musiker und Soziologe

 

 

Ein Mann sitzt an einem Tisch und schreibt, ein anderer wischt den Boden.
Zwei Männer in bunten Jacken stehen rücken an Rücken, einer trägt eine nach hinten gedrehte Baseballmütze, der andere ein pinkschwarzes Stirnband.

Nigga-Thieuf (links) ist ein senegalesischer Künstler und Produzent mit einer Leidenschaft für den Rap. 2007 wurde er bei einem Wettbewerb für den Fernsehsender 2STV entdeckt. Es folgte sein erstes Album "Wassila". Er arbeitet eng mit neapolitanischen Künstlern und Musikern zusammen. Sein neues Album mit dem Titel "Senegalité" wird demnächst veröffentlicht. DJ Sass Man (rechts) wurde im Senegal geboren und wuchs in Gambia auf, wo er studierte. Er ist einer der wichtigsten DJs der "Teranga"-Szene Neapels.

 

Ihre Texte erzählen von dem harten Weg, der sie nach Italien führte, von den schrecklichen Schwierigkeiten der Reise, von den Problemen ihres Heimatlandes. Aber sie handeln auch von Erlösung, von Liebe und von dem Wunsch, zu feiern und Spaß zu haben. Es sind Geschichten von Zugehörigkeit, von erzwungener Migration und von dem Traum, ­etwas Neues aufzubauen. Das passt gut zur ­Kulturgeschichte Neapels und Kampaniens, die unter dem Einfluss unterschiedlicher ­Bevölkerungsgruppen und verschiedener musikalischer und kultureller Impulse ­entstanden ist.

Reinhören in das Mixtape "It’s never too late" kann man auf dem SoundCloud-Profil "Youthink ­Association".

Mauro Marsu ist Musiker und Soziologe. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Amnesty International oder der Redaktion wieder.

Weitere Artikel