Pressemitteilung Aktuell Katar 16. Dezember 2022

WM 2022-Bilanz: Konsequenzen bei FIFA und Bundesregierung notwendig

Das Bild zeigt ein großes Werbeplakat mit dem Porträtfoto eines Arbeiters

Amnesty-Plakat in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu in Solidarität mit Arbeitsmigrant*innen, die die Fußball-WM 2022 in Katar ermöglicht haben. Viele der Arbeitsmigrant*innen in Katar stammen aus Nepal, Indien oder Bangladesch.

Am Ende der Fußball-WM in Katar fordert Amnesty International die FIFA und die katarische Regierung auf, endlich die Arbeitsmigrant*innen zu entschädigen, die im Zusammenhang mit dem Turnier zu Schaden gekommen sind. Die Menschenrechtsorganisation mahnt zudem die Bundesregierung, die UN-Konvention zum Schutz der Wanderarbeiter*innen zu ratifizieren, deren Jahrestag auch am Sonntag ist.

Am 18. Dezember ist nicht nur das WM-Finale, sondern auch der Internationale Tag der Migranten. Anlässlich dessen fordert Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland: "Wenn am Sonntag die Gewinnermannschaft im katarischen Lusail-Stadion euphorisch gefeiert wird, werden die Wanderarbeiter*innen, die in Katar ausgebeutet wurden, die großen Verlierer dieser WM sein. Auf beschämende Weise widersetzen sich FIFA und katarische Regierung bislang, den betroffenen Arbeiter*innen die ihnen zustehende Entschädigung zukommen zu lassen. Solange die FIFA nicht Verantwortung für ihre international verbindlichen menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten übernimmt, wird diese WM in Katar in die Jahrbücher eingehen, als das Turnier, welches auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen wurde – und dies in einem der reichsten Staaten der Erde." 

Millionen von sportbegeisterten Menschen weltweit – Fans wie Sportler*innen – haben in den vergangenen Monaten daran erinnert, dass internationale Sportturniere nicht länger mit Menschenrechtsverletzungen verknüpft sein dürfen. "Im Fußball sollte nur der Ball mit Füßen getreten werden – nicht international verbriefte Menschenrechte," erinnert Beeko. "Wenn die FIFA nicht spätestens bei ihrem Kongress im März deutlich Verantwortung übernimmt, stellt sich die Frage, wie man es vertreten kann, als Wirtschaftsunternehmen WM-Sponsor zu sein oder sich als Politiker*in auf eine FIFA-Tribüne zu setzen."

Tweet von Amnesty in Österreich:

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Auch die Politik sieht Beeko in der Pflicht: "Zu Recht hat die Bundesregierung mit dem Lieferkettengesetz die menschenrechtliche Verantwortung von Unternehmen verbindlich geregelt. Aber sie selbst ist auch in der Pflicht: Ob im Sport oder im Rahmen der neuen Energiepartnerschaften – die Bundesregierung muss sicherstellen, dass die Menschenrechte bei ihren Vereinbarungen mit Staaten geachtet werden. Dazu gehört auch beispielsweise der Schutz der Wanderarbeiter*innen, die die Häfen und Flüssiggasterminals bauen, die unsere zukünftige Energieversorgung sicherstellen sollen – ob in Katar oder sonstwo. Deshalb sollte die Bundesregierung zum einen darauf dringen, dass Partnerländer wie Katar die UN-Wanderarbeiter*innenkonvention ratifizieren – sie muss die Ratifizierung dieser UN-Konvention aber auch endlich für Deutschland umsetzen."

Deutschland muss die Rechte von Arbeitsmigrant*innen achten und schützen. Dazu gehören insbesondere der Schutz vor Ausbeutung und der Zugang zu elementaren Gesundheitsleistungen. Illegalisierte Arbeitnehmer*innen sind dabei besonderen Risiken ausgesetzt. Amnesty International fordert deshalb die Bundesregierung auf, endlich die UN-Konvention zum Schutz von Wanderarbeiter*innen zu ratifizieren. Sie enthält unter anderem die staatliche Verpflichtung, Migrant*innen über ihre Rechte zu informieren. 

Hintergrund

Am 18. Dezember 1990 beschloss die UN-Generalversammlung die "Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen". Die Konvention trat am 1. Juli 2003 in Kraft. Sie wurde bisher von 57 Staaten ratifiziert, Deutschland und Katar gehören nicht dazu.

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